Kuratorenführung durch die Sonderausstellung "Dennoch..." 1921 - Uhlandbau - 2021 - Spiegel der Mühlacker Geschichte.
Das 100-jährige Jubiläum eines städtischen Gebäudes - ist das wirklich Anlass genug für ein umfassendes Veranstaltungsprogramm, wie es verschiedene Kooperationspartner aus Mühlacker für 2021/22 erarbeitet haben?
Ja, wenn es sich um ein Bauwerk handelt, das derart eng mit der lokalen Geschichte verwoben ist und das städtische Leben so vielfältig begleitet hat wie der 1921 errichtete Uhlandbau, der lange Zeit über der Bühne mit einem trotzigen "Dennoch..." auf die widrigen äußeren Umstände seiner Erbauung in der Inflationszeit hinwies.
Entstanden aus der privaten Initiative der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft - eines Vorläufers unserer heutigen Volkshochschule, galt der Uhlandbau in den ersten Jahren seines Bestehens mit seiner hochmodernen Bühnentechnik als württembergisches Bayreuth. Der damaligen Gemeinde
Dürrmenz-Mühlacker verhalf er durch seine qualitätvollen Veranstaltungen zu einer weit ins Land hinaus strahlenden kulturellen Blüte. Von großer Bedeutung sowohl für die Errichtung als auch für die Programmgestaltung des Uhlandbaus war dabei der Einfluss der jüdischen Fabrikantenfamilie Emrich. Doch schon seit 1934 wurde die von den Kreisbehörden übernommene Festhalle von der NSDAP für deren Zwecke genutzt. Der Uhlandbau steht damit symbolhaft auch für diese dunkle Zeit der Stadtgeschichte, auch vor dem Hintergrund, dass Familie Emrich in Auschwitz ermordet wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zeugen Verkaufsveranstaltungen und Modenschauen im Uhlandbau vom wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik. Verschiedenste Vereinsaktivitäten, Faschingsbälle, Tanzabende, Wahlveranstaltungen und schulische Ereignisse, aber auch religiöse Feiern und Kunstausstellungen ergänzten jahrzehntelang das traditionelle Konzert- und Theaterprogramm.
Mit der Einweihung des „Mühlehofs“ 1982 verlor der Uhlandbau zwar sein Alleinstellungsmerkmal als Stadthalle, wurde aber weiter für Familienfeiern, kleinere Vereinsfeste und Konzerte sowie als Schulmensa genutzt.
Doch das unerwartet frühe Ende des Mühlehofs riss 2015 das Traditionsgebäude aus seinem zeitweiligen Dornröschenschlaf und gab ihm auf unabsehbare Zeit seine frühere Bedeutung als wichtigster Veranstaltungsort der Großen Kreisstadt zurück.
Die vielfältigen Funktionen und die Geschichte des Uhlandbaus sollen deshalb ab Oktober 2021 mit Festakt, Ausstellung und umfassendem Rahmenprogramm gewürdigt werden. Zu diesem Projekt haben sich Historisch-Archäologischer Verein, die Konzertreihe "Mühlacker Concerto", Stadtarchiv und Volkshochschule Mühlacker zusammengeschlossen.